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Museumsreife Fotos aus Blankenfelde: Liebe im Fernsehstudio – Gesichter der Arbeit

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Fotograf
Günter Krawutschke
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Blick in den DDR-Alltag

Stand: September 2021

Übers Fernsehprogramm kann man trefflich streiten.

Alternativ kann man hier sein Herz verlieren. So erging es einem Blankenfelder, der mit seinen Fotos in Ost- und Westdeutschland für immense Aufmerksamkeit sorgt.
Denn es war beim „Deutschen Fernsehfunk“, kurz „DFF“, in Adlershof, wo sich der angehende Kameramann und die hübsche Frau aus dem grafischen Atelier trafen. Mittlerweile sind Dorothea Krawutschke und Günter Krawutschke schon so lange ein Paar, dass sie selbst über den Zeitraum des gemeinsamen Lebens ins Grübeln kommen.

Kultur für Deutschland
Die Anfänge beim DFF halfen den beiden dann, nach der Wende weiterhin präsent zu bleiben: „Wir machten erst für den SFB und dann fürs ‚rbb‘ Filme und Trailer, vorwiegend aus dem kulturellen Bereich. Wir kennen daher in Berlin jedes Theater, die Galerien und Museen“, blicken sie zurück. Tochter Cornelia Krawutschke hat die Kreativität geerbt.
Sie ist allerdings auf der „anderen Seite“ aktiv, als Schauspielerin, Sprecherin und Professorin an der „Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch“ in Berlin.
Damit steht sie nicht hinter, sondern eher „im Rampenlicht“, vor der Kamera!

Reporter für fast alles
Zwischen Ost-Fernsehen und West-Fernsehen liegt, zumindest für Günter Krawutschke, ein langes Berufsleben als Fotoreporter. Dieses begann ausgerechnet bei der NVA. Hier übte er nämlich schießen etwas anders als die anderen. Alternativ zur Waffe setzte er seine Kamera ein. „Dort gab es außerdem eine Dunkelkammer, in der man trefflich experimentieren konnte“, schmunzelt er.
Die Karriere als Fotoreporter führte von der Filmkamera über kleine Zwischenstationen zur „Berliner Zeitung“. „Dort machte ich alles außer Sport und Theater. Am Wochenende gab es vielfach Termine für die Lokalberichterstattung. Wenn es hingegen um hochrangige Veranstaltungen wie mit Erich Honecker oder anderen Größen ging, hatten wir das Privileg, gleich hinter dem ‚Neuen Deutschland‘ mitzufotografieren. Die Aufnahmen mussten dann aber vor der Veröffentlichung von oben abgesegnet werden“, zeigt er, wie DDR-Journalismus funktionierte.
Die „Berliner Zeitung“ ermöglichte ihm das Studium an der „Hochschule für Grafik und Buchkunst“ in Leipzig mit Abschluss als „Diplom-Fotografiker“.

Schlimme Eindrücke
Sein großes Interessensgebiet war aber Industriefotografie. Es ging ihm darum, die Arbeitswelt authentisch im Bild einzufangen. Noch heute ist er von manchen Bedingungen schockiert: „Im VEB Elektrokohle waren die Verhältnisse in vielen Bereichen katastrophal. Es war unheimlich heiß und schmutzig, überall hing der Kohlestaub in der Luft. Ich kam jedes Mal mit geschwärztem Gesicht nach Hause. Ich war dankbar und froh, nicht in so einem Betrieb schuften zu müssen. Die Arbeiter wurden in der Regel auch nicht sehr alt.“

Ehrliche Aufnahmen
Seine Herangehensweise bestand darin, sich in den Betrieb über mehrere Tage zu integrieren. „Irgendwann wurde ich nicht mehr als Fremdkörper wahrgenommen und konnte ehrliche Aufnahmen machen.“ Diese sind eine der wenigen ungeschminkten Zeugnisse des DDR-Alltags.
Den hohen Wert erkannte Prof. Joseph Hoppe. Er ist stellvertretender Direktor vom „Deutschen Technikmuseum“ in Berlin-Kreuzberg. Er war beim Aktionskünstler Ben Wagin auf Krawutschke gestoßen.
„Ich wollte im Alter nicht mehr Reporter sein. Ich konnte Wagin 2016 bis 2018 fotografisch begleiten“, schildert Günter Krawutschke, der seit 1979 mit seiner Ehefrau in Blankenfelde wohnt, den Zusammenhang.

Ost und West
Aus dem Treffen wurde 2019 die Ausstellung „Gesichter der Arbeit“, die hohe Wellen schlug.
Dafür hatte das Museum „Die Große Galerie“ eingerichtet. Mittlerweile hat der 81-jährige Fotograf seinen Bestand aus 32 000 Negativen an das Museum vermacht. „Das hat mich sehr in Anspruch genommen, weil ja alles gesichtet und museumsgerecht beschriftet werden musste, damit es dort archiviert werden kann“, blickt Günter Krawutschke zurück.
Mit der Ausstellung wurde das „andere Deutschland“ auf den Blankenfelder aufmerksam. So gelang eine Brücke in den westdeutschen Ruhrpott nach Nordrhein-Westfalen. Dort hat man ja ebenfalls viel Erfahrung mit sterbenden Industrien gemacht, als die Kohlezechen geschlossen wurden und manche verarbeitenden Schwerindustriebetriebe eine Umwandlung erleben mussten. Die Bilder waren 2021 im Museum „Deutsche Arbeitsschutzausstellung“, kurz „DASA“, zu sehen, das erst 1993 gegründet worden war.
Wer beide Möglichkeiten versäumt hat, in die fesselnde Bildwelt von Günter Krawutschke einzutauchen, kann sich diese bequem nach Hause holen. Das Buch „Gesichter der Arbeit“ kann in hoher Qualität über den Buchhandel bezogen werden. Es erscheint in der bereits zweiten Auflage. Zudem hat es die „Bundeszentrale für politische Bildung“ als Sonderveröffentlichung aufgelegt. Dort hielt man die Bilder nämlich für so wichtig, dass entschieden wurde, sie 30 Jahre nach der Wende einem möglichst breiten Kreis zugänglich zu machen!

Erstellt: 2021